Sonntag, 5. Februar 2017

Erziehungsstile ...

Über die Hundeerziehung und ihre Methoden gibt es ständig heftige Diskussionen. Es gibt Massen von Philosophien - von "ein NEIN ist schon zu viel" bis hin zu "da muss man mal richtig zeigen wer der Chef ist". Jeder hält seine Methode natürlich für die Beste. Viele Wege führen für den Menschen zum Ziel. Aber wo bleibt der Hund dabei? 
Einerseits wird er von den meisten Menschen als Familienmitglied, Freund und Partner bezeichnet, andererseits wird oft ein Erziehungsstil gewählt, der nur auf ein simples "funktionieren" des Hundes abzielt.
Für viele steht dabei die positive Verstärkung durch ein Leckerchen an erster Stelle. Fatal ist wenn der Hund beschließt, dass ihm Leckerchen oder Spielzeug nicht wichtig genug sind. 
Leider werden dem Hund dann oft auch keine Grenzen mehr gesetzt. Fehlverhalten wird oft auch noch unbewusst gelobt und damit verstärkt. 
Oft genug wird der Hund zum "Clown" dressiert. Für ein Leckerchen macht er Rolle, gibt Pfötchen, und Sitz kann er auch. Die Trickdog Kurse boomen und man ist stolz auf seinen Liebling. Ständig wird er vorgeführt. Was hat der Hund davon?

Auf der anderen Seite gibt es dann die Wasserpistole, Rappeldose, eine große Anzahl an Erziehungshalsbändern, Geschirren & Co. welche den Liebling dann wieder zur Raison bringen sollen. 
Der Großteil der Menschen meint es nicht böse! Sie sind überfordert, wissen sich nicht mehr anders zu helfen oder wissen es nicht besser. Woher auch? Sogar im Fernsehen wird es so gezeigt.
Vielen Hundebesitzern ist nicht bewusst über wielche kognitiven Fähigkeiten ihr Liebling verfügt und welche Bedürfnisse er wirklich hat. Die für den Hund so wichtige beziehungsorientierte Erziehung bleibt auf der Strecke. 
Die Folgen sind teilweise sehr heftig, 
dazu einige Beispiele aus unserer täglichen Arbeit:
Chanel, eine kleine Chihuahua-Dame kam mit 6 Monaten als "Gremlin" zu uns.
Ihre Besitzerin liebte die kleine Maus! -und trotzdem biss sie nur noch um sich. Sie hatte die schönsten Mäntelchen, Halsbänder für jede Gelegenheit und bekam nur das Beste zu fressen. Sie konnte "Sitz", "bitte bitte" und "schäm dich". Das war aus Sicht ihres Frauchen alles was sie brauchte - trotzdem ließ sie sich nicht mehr anfassen. Annähernd die gleiche Geschichte gibt es von Benny, einem nur 7 Monate alter Labrador-Mix, welcher mit Maulkorb an seine jetzt neuen Besitzer weitergegeben wurde. Auch seine Vorbesitzerin hat ihn geliebt! Der Maulkorb war (angeblich) nötig, weil er den Hausstand vernichtet - dass er auch vor Frauen keinen Halt macht wurde jedoch nicht erwähnt. Ein hartes Stück Arbeit liegt noch vor den neuen Besitzern. (Sie machen das Klasse! Es gibt große Fortschritte)
Weiter geht's mit einer kleinen Hündin, 8 Monate, die in einer Welpengruppe gemobbt wurde. Sie hat gelernt, dass wenn verstecken allein nicht hilft, schnappen die richtige Lösung ist. Schade, dass es immer noch Welpengruppen gibt, in denen die Hunde selbst für Ihre Sicherheit sorgen müssen! Wenn der Hund diese Strategie einmal entwickelt hat, ist der Weg es auch beim Besitzer auszuprobieren, nicht mehr weit. 
Leider sind diese Beispiele keine Ausnahmen, wir können diese Liste nahezu unendlich fortsetzen. 
Ich befürworte einen autoritativen Erziehungsstil - eine natürliche Art der Erziehung, wie auch Kinder erzogen werden sollten. Da unsere Hunde ihr Leben lang juvenil bleiben (je nach Rasseeigenschaften mehr oder weniger), ist der autoritative Erziehungsstil sehr geeignet. Er zeichnet sich durch hohe Responsivität (wechselnde Abstimmung bei der Interaktion zwischen Mensch und Hund) und großes Maß an Kontrolle aus.  Menschen, die ihren Hund autoritativ erziehen, gehen liebevoll auf diesen ein und üben gleichzeitig ein hohes Maß an Führung aus. Menschen welche   den autoritativen Erziehungsstil nutzen, üben als Erziehungsmittel in erster Linie Lob und Ermutigung aus und setzen darauf, dass der Hund ihnen freiwillig folgt. Hunde verfügen über eine sehr hohe soziale Intelligenz. Da es einfacher ist sich führen zu lassen, als selbst die Führung zu übernehmen (Hunde sind Opportunisten), schließen sie sich gerne einem für sie logischem Menschen an. Auch ein klares ''nein" wird eine Beziehung und das Vertrauen nicht zerstören. Durch das große Maß an Kontrolle werden Fehlentwicklungen schon im Vorfeld vermieden. Der Einsatz von Leckerchen oder anderen Hilfsmitteln wird damit überflüssig.    
Um auch den Jagdinstinkt zu befriedigen und eine spaßmachende Gemeinsamkeit mit meinem Hund zu haben, setze ich den Futterbeutel ein. Gemeinsames Interesse ist in einer Beziehung sehr wichtig.
Dieser Erziehungsstil ist für den Menschen im ersten Jahr sehr viel Arbeit und fordert viel Konsequenz - aber es lohnt sich! 😉



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