Sonntag, 19. Februar 2017

Glen's Tagebuch

 Es gibt Leute, die behaupten ich bin ein Streber. 😢 Bin ich gar nicht! Ich bin ein ganz normaler, junger Hund! Ich kann nichts dafür, dass ich das an der Leine ziehen nicht gelernt habe. Aber warum sollte ich denn auch an der Leine ziehen? Bringt mir das etwas?
Also ist es doch besser weiter an lockerer Leine zu gehen. 
Ich habe es einmal ausprobiert was passiert, wenn Petra "Sitz" sagt und es anzeigt und ich dann einfach stehen bleibe. Nichts ist passiert! Es hat nur ewig gedauert. Ich habe mich dann doch aus lauter Langeweile hingesetzt und dann ging es endlich weiter. Hätte ich mich sofort hingesetzt, wäre Petra schneller losgegangen und ich hätte früher suchen können. War also ein Eigentor! 
Petra und ich gehen sehr liebevoll und respektvoll miteinander um. Ich werde NICHT bestraft, denn aus Fehlern kann man lernen, es gibt klare Regeln und nein, ich bekomme und brauche keine Leckerchen für das Lernen und Ausführen irgendwelcher Kommandos. Bekommen Eure Kinder für jede erledigte Aufgabe, wir zum Beispiel Hausaufgaben oder Tisch abräumen Schokolade und Co?! Oder wenn Ihr ein tolles Spiel zusammen macht, was Riesen Spaß macht, braucht es dann noch eine zusätzliche Belohnung?
Ich bekomme jeden Tag, einfach nur so, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen, etwas besonders zum Knabbern in mein Bett!  Und mindestens 2 mal täglich darf ich meinen Futterbeutel jagen und mich im Anschluss richtig satt fressen! 
Übrigens, wenn sich eine Gelegenheit ergibt, klaue ich gerne mal einen Schuh der Kinder und bringe ihn zu Petra oder liege auf unerwünschten Plätzen - etwa die Gartenliege 😉
Also ich bin ein ganz normaler Hund, der in einer guten Beziehung lebt! Jetzt gehe ich etwas knabbern. Euch allen einen schönen Abend! - Euer Glen

Sonntag, 17. Mai 2015

Glen's Tagebuch "Wasser ist nass'

 
Ich bin jetzt schon 7 Monate alt und eine richte Wasserratte! Petra war ziemlich gemein zu mir. Sie ist mit Leon und mir zum See gefahren. Kaum angekommen ist sie mit Leon und einer Menge Dummys ins Wasser gegangen. Die beiden hatten einen riesigen Spaß! Und um mich hat sich keiner gekümmert 😢. Nicht einen Blick hat sie nach mir geworfen. Ich war ja schon im Wasser, aber da wo Leon und Petra waren konnte ich nicht mehr stehen, ganz schön unheimlich. Da ich aber unbedingt zu meiner Petra und auch mit Dummys jagen wollte habe ich mich getraut. Ich kann richtig schwimmen! Und das macht Spaß. 
Dienstag waren wir mit Ralf, Petras Kollegen, im Mohnfeld und haben schöne Fotos von uns gemacht. Das war so anstrengend, das wir uns eine Abkühlung verdient hatten. Wir waren an einem fließenden Gewässer, schon wieder was neues für mich! Aber meine Kumpels Leon und Lemmy haben mich mit genommen. Mit meiner Hundeschulgruppe waren wir noch im Tierpark. Auch da gab es wieder Wasser für uns. 
Egal was Petra mit mir macht, es ist immer ein spannendes Spiel und ich kann mich auf sie verlassen!
Jetzt habe ich Hunger und gucke mal ob es was leckeres zu knabbern gibt. Gestern ist so ein Riesen Paket angekommen, da ist bestimmt auch was für mich dabei. 
Liebe Grüße - Euer Glen

Donnerstag, 4. Juni 2015

Glen's Tagebuch "unsere Berufung"

Immer wieder höre ich von Zweibeinern: "Mein Hund ist stur und der will mich ärgern!" 
Warum sollte einer von uns stur sein oder euch ärgern wollen? Wir Hunde haben bestimmte Instinkte, welche je nach Rasse unterschiedlich stark ausgeprägt sind - alles was wir tun hat für uns einen Sinn! Ihr Menschen habt uns übrigens über Jahrtausende nach Eigenschaften selektiv gezüchtet. Einige von uns sollten auf euer Vieh aufpassen, andere das Vieh treiben. Ihr wolltet Hunde welche auf euren Hof aufpassen, oder euch in verschiedensten Bereichen der Jagd unterstützen. Diese könnte ich jetzt seitenweise weiter ausführen. Aber seid euch sicher, es gab keinen Hund ohne Beruf! Und jetzt sind viele von uns arbeitslos! 
Mein Kumpel, ein Dackel, welcher ein eigenständiger Jäger von Beruf ist, soll jetzt auf dem Sofa liegen und 3 mal täglich eine Stunde spazieren gehen. Natürlich soll er brav sein und viel schmusen! Er ist todunglücklich. Wenn seine Eltern in einen Dachsbau geschickt wurden, haben sie auch erst einmal den Dachs nett gefragt, ob er nicht eine Runde kuscheln möchte. Und dann kann man nach netter Gesprächsrunde den Bau gemeinsam verlassen, damit der Jäger den Dachs erschießen kann 🤔 - sicher nicht. Also sucht er sich einen neuen Job. Er hat sich nun auf Schuhe spezialisiert. Jeden Schuh den er ergattern kann schleppt er unter das Sofa und verteidigt ihn ernsthaft. Ich verstehe ihn 😉 - stattdessen bezeichnen ihn seine Besitzer als undankbar und böse. 
Ein anderer Freund von mir ist Aussie (Australian Shepherd). Seine Vorfahren sind mit dem Vieh durch die Prärie gezogen und hatten verantwortungsvolle Berufe unter Anweisungen von seinen Zweibeinern. Da die Zweibeiner meines Freundes keine Entscheidung für ihn getroffen haben, ihm aber täglich viel Aktion geboten haben brennt jetzt die Luft. Er hat die Führung übernommen! Keiner darf sich mehr ungefragt bewegen (ausser ihm) und schon gar nicht das Haus alleine verlassen. Wie soll er denn auf sie aufpassen, wenn sie alleine das sichere Haus verlassen? Sie haben doch im Haus schon nichts im Griff! Fremde gehen einfach rein und raus?! Auf seine klaren, körpersprachlichen Zeichen reagiert auch kein Mensch. Er hat keine andere Wahl ausser permanentes, gestresstes Kläffen und den gelegentlichen Einsatz seiner 42 Argumente. Er leidet genauso unter der Situation wie seine Zweibeiner! 
Ich habe es gut getroffen! Ich bin ein Flat Coated Retriever und zum Jagen geboren! Das darf ich auch täglich. Natürlich keine anderen Tiere, ich jage Futterbeutel! Und meinem Alter angepasst wird die Jagd immer anspruchsvoller. Petra lässt sich immer etwas neues für mich einfallen. Und nach jeder Jagd darf ich mich richtig satt fressen!
Übrigens gibt es keinen Hund ohne Jagdinstinkt, auch wenn es oft im Netz oder bei Rassebeschreibungen zu lesen ist!
Und wenn ihr euch ein paar Gedanken über den Ursprung eures Hundes macht, fällt euch bestimmt auch etwas kreatives ein, wie ihr das Zusammenleben für beide Seiten angenehmer gestalten könnt. 
Kein Hund will seinen Menschen ärgern - versprochen! 
So, ich gehe jetzt Jagen, Euch allen einen schönen Tag! - Euer Glen

19. Februar 2016

Glen's Tagebuch "das Klo"

Die Sache mit der Toilette und dem Zeitung lesen. 
Wir ihr wisst lebe ich auf dem Creahof in Jülich. Dort gibt es eine Toilette welche nur für mich und meine vierbeinigen Rudelmitglieder da ist - eine tolle und saubere Sache. Es ist eine große Kiste, die immer mit frischen Spänen  gefüllt ist. Schaufel und Eimer befinden sich direkt daneben. Allgemein muss es ja gar nicht so aufwendig sein wie bei uns zu Hause - eine einfache  optische Begrenzung und ein bisschen Sand oder Mulch tun es auch. 
Bevor wir den Hof verlassen gehe ich immer nochmal schnell aufs Klo, daher kommt es nur sehr selten vor, dass ich draußen mal muss. Wenn es dann trotzdem einmal vorkommt und ich unruhig werde, dann sucht Petra einen geeigneten Platz für mich. Tüten für den Notfall sind immer dabei, werden aber meist an andere Zweibeiner verschenkt, welche nicht daran gedacht haben ;-) 
Ihr fragt Euch warum ich eine Toilette habe? Ganz einfach: Es macht mir das Leben wesentlich leichter! Zudem entlastet es die Umwelt und reduziert das Infektionsrisiko, welches nicht zu unterschätzen ist. Würmer, Giardien und viele andere Krankheiten werden über Kot übertragen - auch an Zweibeiner! Kinder die Blumen am Feldrand pflügen oder einfach nur spielen sind besonders gefährdet. Bringt ihr euren Kindern nicht auch bei eine Toilette zu benutzen? Sollen eure Kinder nicht auch das Klo benutzen, bevor sie das Haus verlassen und zur Schule gehen? Wir Hunde können das auch lernen! 
Fast jedes Absetzen von Kot und Urin hat für uns Hunde eine Bedeutung und enthält sehr viele Botschaften. Zum Beispiel sind es oft Besitzansprüche für ein Territorium oder über unseren sexuellen Status, womit der nächste Ärger schon vorprogrammiert ist. Haben eure Vierbeiner draußen Besitz? Dürfen sie sich einfach unkontrolliert vermehren? Natürlich ist das Ganze noch viel komplizierter. 
In Jülich gibt es laut Auskunft des Steueramtes heute 2.483 Hunde plus alle diejenigen, welche alle nicht angemeldet sind. Das macht dann mindestens 5.000 (eher mehr) Haufen am Tag! 
Ich wiege 20 kg, das bedeutet, dass ich jeden Tag ca. 700ml Urin am Tag absetze. Da ich ein mittelgrosser Hund bin, kann man das als Durchschnitt annehmen. Das Ganze also multipliziert mit 2.483 mal ergibt mindestens 1.738,1 Liter pro Tag in Jülich - wau, das stinkt aber gewaltig ;-) Und dort wo der Erste von uns sein Bein gehoben hat, wird es der Nächste meistens auch tun. Ein wirklich ekliger Gedanke. 
Deswegen ist es schon zu verstehen, dass es viele Menschen gibt, die uns Vierbeiner nicht mögen. 
Dabei können wir das Leben von Zweibeiner stark bereichern. Viele von uns haben nämlich tolle Berufe und helfen vielen Menschen! 
Einen schönen Tag wünsche ich Euch - Euer Glen

Donnerstag, 7. April 2016

Sonntag, 5. Februar 2017

Erziehungsstile ...

Über die Hundeerziehung und ihre Methoden gibt es ständig heftige Diskussionen. Es gibt Massen von Philosophien - von "ein NEIN ist schon zu viel" bis hin zu "da muss man mal richtig zeigen wer der Chef ist". Jeder hält seine Methode natürlich für die Beste. Viele Wege führen für den Menschen zum Ziel. Aber wo bleibt der Hund dabei? 
Einerseits wird er von den meisten Menschen als Familienmitglied, Freund und Partner bezeichnet, andererseits wird oft ein Erziehungsstil gewählt, der nur auf ein simples "funktionieren" des Hundes abzielt.
Für viele steht dabei die positive Verstärkung durch ein Leckerchen an erster Stelle. Fatal ist wenn der Hund beschließt, dass ihm Leckerchen oder Spielzeug nicht wichtig genug sind. 
Leider werden dem Hund dann oft auch keine Grenzen mehr gesetzt. Fehlverhalten wird oft auch noch unbewusst gelobt und damit verstärkt. 
Oft genug wird der Hund zum "Clown" dressiert. Für ein Leckerchen macht er Rolle, gibt Pfötchen, und Sitz kann er auch. Die Trickdog Kurse boomen und man ist stolz auf seinen Liebling. Ständig wird er vorgeführt. Was hat der Hund davon?

Auf der anderen Seite gibt es dann die Wasserpistole, Rappeldose, eine große Anzahl an Erziehungshalsbändern, Geschirren & Co. welche den Liebling dann wieder zur Raison bringen sollen. 
Der Großteil der Menschen meint es nicht böse! Sie sind überfordert, wissen sich nicht mehr anders zu helfen oder wissen es nicht besser. Woher auch? Sogar im Fernsehen wird es so gezeigt.
Vielen Hundebesitzern ist nicht bewusst über wielche kognitiven Fähigkeiten ihr Liebling verfügt und welche Bedürfnisse er wirklich hat. Die für den Hund so wichtige beziehungsorientierte Erziehung bleibt auf der Strecke. 
Die Folgen sind teilweise sehr heftig, 
dazu einige Beispiele aus unserer täglichen Arbeit:
Chanel, eine kleine Chihuahua-Dame kam mit 6 Monaten als "Gremlin" zu uns.
Ihre Besitzerin liebte die kleine Maus! -und trotzdem biss sie nur noch um sich. Sie hatte die schönsten Mäntelchen, Halsbänder für jede Gelegenheit und bekam nur das Beste zu fressen. Sie konnte "Sitz", "bitte bitte" und "schäm dich". Das war aus Sicht ihres Frauchen alles was sie brauchte - trotzdem ließ sie sich nicht mehr anfassen. Annähernd die gleiche Geschichte gibt es von Benny, einem nur 7 Monate alter Labrador-Mix, welcher mit Maulkorb an seine jetzt neuen Besitzer weitergegeben wurde. Auch seine Vorbesitzerin hat ihn geliebt! Der Maulkorb war (angeblich) nötig, weil er den Hausstand vernichtet - dass er auch vor Frauen keinen Halt macht wurde jedoch nicht erwähnt. Ein hartes Stück Arbeit liegt noch vor den neuen Besitzern. (Sie machen das Klasse! Es gibt große Fortschritte)
Weiter geht's mit einer kleinen Hündin, 8 Monate, die in einer Welpengruppe gemobbt wurde. Sie hat gelernt, dass wenn verstecken allein nicht hilft, schnappen die richtige Lösung ist. Schade, dass es immer noch Welpengruppen gibt, in denen die Hunde selbst für Ihre Sicherheit sorgen müssen! Wenn der Hund diese Strategie einmal entwickelt hat, ist der Weg es auch beim Besitzer auszuprobieren, nicht mehr weit. 
Leider sind diese Beispiele keine Ausnahmen, wir können diese Liste nahezu unendlich fortsetzen. 
Ich befürworte einen autoritativen Erziehungsstil - eine natürliche Art der Erziehung, wie auch Kinder erzogen werden sollten. Da unsere Hunde ihr Leben lang juvenil bleiben (je nach Rasseeigenschaften mehr oder weniger), ist der autoritative Erziehungsstil sehr geeignet. Er zeichnet sich durch hohe Responsivität (wechselnde Abstimmung bei der Interaktion zwischen Mensch und Hund) und großes Maß an Kontrolle aus.  Menschen, die ihren Hund autoritativ erziehen, gehen liebevoll auf diesen ein und üben gleichzeitig ein hohes Maß an Führung aus. Menschen welche   den autoritativen Erziehungsstil nutzen, üben als Erziehungsmittel in erster Linie Lob und Ermutigung aus und setzen darauf, dass der Hund ihnen freiwillig folgt. Hunde verfügen über eine sehr hohe soziale Intelligenz. Da es einfacher ist sich führen zu lassen, als selbst die Führung zu übernehmen (Hunde sind Opportunisten), schließen sie sich gerne einem für sie logischem Menschen an. Auch ein klares ''nein" wird eine Beziehung und das Vertrauen nicht zerstören. Durch das große Maß an Kontrolle werden Fehlentwicklungen schon im Vorfeld vermieden. Der Einsatz von Leckerchen oder anderen Hilfsmitteln wird damit überflüssig.    
Um auch den Jagdinstinkt zu befriedigen und eine spaßmachende Gemeinsamkeit mit meinem Hund zu haben, setze ich den Futterbeutel ein. Gemeinsames Interesse ist in einer Beziehung sehr wichtig.
Dieser Erziehungsstil ist für den Menschen im ersten Jahr sehr viel Arbeit und fordert viel Konsequenz - aber es lohnt sich! 😉



Sonntag, 1. Januar 2017

Der Hund und die Demokratie

Auf die Frage "Was erwarten Sie von ihrem Hund?" bekommen wir meistens dieselbe Antwort: Er soll Hund sein dürfen! Er darf machen was er will, soll aber sofort kommen wenn man ihn ruft. Er soll viele Hundekontakte haben, sich mit jedem vertragen und natürlich Freilauf geniessen. Das Ziehen an der Leine stört ein wenig, aber meistens läuft er ja frei. Jagen darf er natürlich nicht und soll auch nichts draussen fressen. Wenn er die Kommandos Sitz, Platz und Bleib befolgt reicht mir das.
Er darf mich stürmisch begrüssen wenn ich nach Hause komme (es ist schön wenn er sich so freut) aber den Besuch darf er nicht anspringen und soll sich auch nicht so hochfahren. Wenn es klingelt soll er kurz bellen, damit jeder weiss, dass ein Hund im Haus ist. Natürlich soll er auch auf Familie und Haus aufpassen. 
Da er eigenes Spielzeug hat, soll er nicht an das Spielzeug der Kinder gehen und natürlich auch nichts kaputt machen.
Das liesse sich jetzt noch ewig so weiterführen. Wenn man einmal genau liest handelt es sich um einen Wiederspruch nach dem anderen!
Fangen wir mal mit dem ersten Satz an:
"Er soll Hund sein dürfen"
Hund sein zu dürfen heisst für den Hund etwas völlig anderes. Der Hund ist ein intelligenter, sozial lebender Beutegreifer, mit Instinkten die er befriedigen  möchte. Zu seinen Instinkten gehört auch der Jagdinstinkt, welchen man durchaus für sich nutzen kann.

"Er darf machen was er will, soll aber sofort kommen wenn man ihn ruft"
Sorry, aber in einem "Rudel" muss irgendjemand die Führung übernehmen und wenn der Mensch es nicht tut, wird der Hund es tun! Die meisten Hunde lassen sich lieber führen, da Führen viel Arbeit und Verantwortung bedeutet. Das Ganze hat nichts mit Dominanz zu tun 😉.  Wenn der Hund zwangsläufig die Führung übernehmen muss, warum sollte er dann auf das erste Rufen zurück kommen? Er wird Prioritäten setzen!

"Er soll viele Hundekontakte haben"
In der Tierschutz-Hundeverordnung steht unter § 2 (Allgemeine Anforderungen an das Halten von Hunden) Absatz 2: Nicht aneinander gewöhnte Hunde dürfen nur unter Aufsicht zusammengeführt werden. 
In Absatz 3 wird ausgeführt:
(3) Einem einzeln gehaltenen Hund ist täglich mehrmals die Möglichkeit zum länger dauernden Umgang mit Betreuungspersonen zu gewähren, um das Gemeinschaftsbedürfnis des Hundes zu befriedigen.
Von "wilden" Begegnungen mit fremden Artgenossen steht da nichts, ganz im Gegenteil. Und was sollen bitte zwei gleichgeschlechtliche erwachsene Hunde  (welche sich nicht kennen) miteinander Spielen? Das Ganze ist sehr menschlich gedacht.

"Das Ziehen an der Leine" stört nicht nur Sie, sondern ist auch grosser Stress für den Hund - eine teuflische Spirale! Abgesehen von gesundheitlichen Problemen die dadurch beim Hund entstehen können (egal ob am Geschirr oder am Halsband) unterbindet dieser Stress das Lernen!
Die Freilaufmöglichkeiten sind eingeschränkt. Wenn ich meinen Hund schon im Haus nicht auf einen Platz absetzen kann, oder im eingezäunten Garten nicht 100% zurückrufen kann, wie kann ich meinen Hund dann draussen Freilauf gewähren?

"Der Hund soll draussen nichts fressen"
Dann kann man kaum selbst eine Handvoll Futter im Garten verteilen oder  Spielzeug verwenden, welches Leckerchen frei gibt. Dasselbe gilt für die zur Zeit so modernen Teppiche zur Futtersuche - Erklären Sie das mal Ihrem Hund!

Meiner Meinung nach hat jeder Hund das Recht auf eine beziehungsorientierte Erziehung unter Berücksichtigung seines natürlich Verhaltens und seiner Biologie.
Dem Hund nur ein paar Kommandos / Tricks beizubringen ist nur Dressur, menschlicher Egoismus und dem Hund gegenüber sehr unfair!




Dienstag, 19. Mai 2015

Der Umgang mit der Freiheit...

Wieviel Freiheit braucht ein Hund? Und wer belästigt wen?

Schuld sind auf jeden Fall immer die anderen. Das heißt, wenn ein Hund einen Jogger, Reiter oder meine Kutsche jagd hat nicht der Hundehalter Schuld, sondern Jogger und Co. - ist das Reiten denn da überhaupt erlaubt?

Eine ältere Dame, welche mit ihrem kleinen Terrier-Mix spazieren geht, bekommt Angst und nimmt ihren kleinen Hund auf den Arm, nur weil ein "freundlicher" Labbi auf sie zurennt. Die Labbi-Besitzerin brüllt von weitem: "Der will doch nur Hallo sagen!" Im gleichen Moment springt der Labbi an der Dame hoch und sie geht zu Boden. Die Labbi-Besitzerin erklärt mir: "Das ist sie doch selbst schuld, wenn sie umgeworfen oder bei einer solchen Aktion einmal gebissen wird. Ihr Kleiner hat doch auf dem Arm herumgepöbelt! Und jeder weiss, dass man einen Hund nicht hochheben soll wenn ein anderer kommt."

Besonders toll finde ich die Geschichte von Wotan und seinem Frauchen. Ich fahre mit meinen beiden Shettyhengsten und Leon (meinem Goldi) auf einem Feldweg eine Runde spazieren, als plötzlich ein kleiner Mischling Namens Wotan kläffend auf meine Shettys losstürmt - Frauchen mit gehörigem Abstand gut 100 m dahinter! Sagen wir einmal mir, oder mit mir sind die Pferde durchgegangen - ein leichtes Schnalzen, Hand vor und ab geht die Post! Dazu noch ein kleiner Hilfeschrei (das macht das Ganze glaubhafter und die Ponys schneller) und alle haben richtig Spaß. Die Ponys dürfen einmal richtig rennen und Woooootan hat ebenso richtig viel Spaß und Bewegung. Nur Leon (der muss in diesem Fall auf der Kutsche bleiben) und Wotans Frauchen finden das Ganze nicht so toll. Sie rennt im Kostüm mit kurzem Rock - mittlerweile auf den guten Perlonstrümpfen und in jeder Hand einen Stöckelschuh - über das frisch gepflügte Feld, um uns den Weg abzuschneiden. Was für ein tolles Bild - und noch dazu untermalt von lautem Gebrüll: "Woooooootan hiiiiiiieeer! - komm sofort hier heeeeer - Woooootan!"
Kurz vor dem Ende des Feldweges pariere ich die Ponys durch. Woooootaaan ist immer noch hinter uns her, mittlerweile jedoch ohne zu kläffen und mit rund 5 m Abstand. Ich wende die Ponys und fahre im Schritt auf die Dame zu. Diese ist noch recht weit von uns entfernt und schliesslich möchte ich ihr ihren Hund zurückzubringen. Für Sie ist es in keiner Weise klar, dass die Ponys nicht durchgegangen sind! Was jetzt kommt ist schier unglaublich: Sie versucht immer noch ihren Hund rund um meine Kutsche einzusammeln und schreit mich an: "Wenn Sie ihre Pferde nicht im Griff haben, dann haben sie in der  Öffentlichkeit nichts zu suchen!". Aha. Ich hätte ein überschwängliches Danke, oder vielleicht eine winzige  Entschuldigung erwartet, etwa "lieb, dass Sie zurück gekommen sind." Im Gegenteil, ich werde wüst beschimpft. Aber: wer belästigt hier eigentlich wen?

Eine Freundin berichtet, dass sie mit 3 Freundinnen und deren 3 Hunden einen Spaziergang macht. Alle 3 Hunde laufen frei, als plötzlich ein Skater auftaucht. Einer der Hunde eröffnet sofort die Jagd, der Skater fährt unbeeindruckt weiter. Die anderen beiden Hunde rennen auch noch hinterher. Der Beschreibung nach war das Einfangen der Hunde sehr aufwendig. Nachdem alle Hunde wieder bei ihren Haltern sind - natürlich mit Hilfe des Skaters - macht sich das Frauchen des Hundes, welcher die Jagd eröffnet hat kurz Vorwürfe. Nun machen ihre Freundinen ihr sofort klar, dass sie und ihr Hund nichts dafür können - natürlich ist der Skater schuld! Der hätte ja mal direkt anhalten können, der A...!

Eine Kundin beschwert sich bei mir über freilaufende Kinder! "Können die sich nicht wie zivilisierte Menschen bewegen? Müssen die so herumspringen und auch noch Ball auf der Straße spielen? Dafür gibt es doch extra Kinderspielplätze!"

Leider sind das alles keine Einzelfälle! Ich kenne noch mehr von diesen leider wahren Geschichten.
Oft frage ich mich: Sind das Verhalten und die Reaktionen der Hundehalter einfach nur Hilflosigkeit und Überforderung oder meinen sie es wirklich ernst? Fühlen sie sich wirklich im Recht mit ihren Aussagen und sind sie überzeugt von ihrem Handeln?

Wie oft werden Hundebesitzer und ihre Hunde von anderen freilaufenden Hunden belästigt? Dürfen läufige Hündinnen überhaupt mit in die Öffentlichkeit? Und wenn keine Leinenpflicht in einem Gebiet ist, darf mein Hund dann jeden belästigen - egal ob es sich um Radfahrer, Jogger, Reiter (Pferde sind und bleiben Fluchtiere), Fußgänger oder andere Hunde handelt?

Besonders toll finde ich es, wenn Mehrhundehalter ihre gesamte Gruppe auf einen Einzelhund zustürmen lassen. Selbst wenn die Gruppe dem einzelnen Hund nichts tut, ist es ein fürchterlicher Stress für das Einzeltier.

Wie oft lesen wir "mein Hund hört zu 99% aber ausgerechnet da hat er......"  Viele Menschen haben Angst vor Hunden - Haben diese Menschen auch nichts in der Öffentlichkeit zu suchen? Wir reden in Deutschland über ca. 7,4 Millionen Hunde (Stand 09/2012 IVH) und viele von ihnen laufen ohne gute Erziehung einfach frei herum. Wir Hundebesitzer brauchen uns dann nicht zu wundern, dass es immer mehr Hundehasser gibt. 

Je besser ein Hund erzogen ist, desto mehr Freiheiten kann er genießen. 
Solange aber die Mensch-Hund-Beziehung nicht stimmt und der Hund nicht oder nur schlecht erzogen ist, handelt es sich nur eine Pseudo-Freiheit, welche für Hund und Halter sehr viel Stress bedeuten. Jeder Vorfall bei dem der Mensch seinen Hund anbrüllt, bringt die Mensch-Hund-Beziehung weiter auseinander. Der Hund lernt dass er seinen Menschen nicht ernst nehmen muss und dadurch immer mehr Entscheidungen für seinen Menschen trifft. Der Hund übernimmt somit die Führung - in allen für ihn wichtigen Entscheidungen. Die meisten Hunde sind dabei mit ihrer selbst übernommenen Führung total überfordert. Irgendwann werden die Reize dann zu groß und sie reagieren nicht mehr angepasst. Das kommt dann für den Menschen total überraschend und nicht nachvollziebar: "DAS HAT ER NOCH NIE GETAN!."

Für die Zeit, bis Mensch und Hund zu einem guten Team mit einer starken Bindung und vertrauensvoller zuverlässiger Beziehung zusammengewachsen sind, gibt es ein Hilfsmittel genannt  Leine - was für eine tolle Erfindung! In Verbindung mit gutem Training löst die Leine fast alle Probleme, fördert die Bindung und auch der Abruf klappt zuverlässig im ersten Versuch. Natürlich ist es auch viel Arbeit und oft auch lästig einen Hund ordentlich an der Leine zu führen und zu arbeiten - aber auch an der Leine kann man viele tolle Spiele mit dem Hund machen und diesen damit komplett auslasten. Mensch und Hund können viel Spaß miteinander haben, erste Erfolge stellen sich schnell ein. Für die Menschen, welche ihren Hund nicht anleinen können, weil er dann so zieht sei folgendes gesagt: Leine ziehen ist ein erlerntes Verhalten (Selbstbestätigendes Lernen). Das kann man mit Sachverstand und liebevoller Konsequnz schnell wieder in den Griff bekommen. Gute Hundeschulen mit Trainern, die einem dabei helfen findet man in ganz Deuschland!  Unsere Hunde und auch wir Menschen haben viel weniger Stress, wenn wir Menschen die Führung behalten.

Es ist ein tolles Gefühl, wenn ein Hund seinen Besitzer anschaut und fragt: "Was tun wir jetzt?" Unsere Mitmenschen reagieren dann viel freundlicher auf uns - und die oben geschilderten Vorfälle gehören dann der Vergangenheit an. Es lohnt sich! 




Petra Botte